Nürnberger Immobilien Börse
Ratgeber Materialknappheit und Preisexplosion am Bau

Wie ein Bausachverständiger bei Alternativen und Qualitätskontrolle unterstützt

veröffentlicht am: 01.06.2025

Die Baubranche befindet sich in turbulenten Zeiten. Bauherren und Bauunternehmen sehen sich mit einer doppelten Herausforderung konfrontiert: einerseits einer spürbaren Knappheit wichtiger Baumaterialien und andererseits einer damit einhergehenden, teils drastischen Preisexplosion.

 

Was gestern noch sicher kalkulierbar schien, ist heute von Unsicherheit geprägt. Lieferzeiten verlängern sich, Kostenpläne geraten ins Wanken und die Sorge um die Qualität der Bauausführung wächst.

 

In diesem komplexen Umfeld kann die Expertise von einem unabhängigen Bausachverständiger Frankfurt entscheidend dazu beitragen, Projekte dennoch erfolgreich und in der gewünschten Qualität zu realisieren. Er wird zum wichtigen Navigator durch die Untiefen aktueller Marktverwerfungen, indem er hilft, realistische Alternativen zu identifizieren und die Qualität der eingesetzten Materialien und der Bauausführung sicherzustellen.

 

Die aktuelle Krise am Bau – Materialknappheit und steigende Kosten

Die Nachrichten sind voll von Berichten über Engpässe: Holz, Stahl, Dämmstoffe, bestimmte Kunststoffe und sogar Ziegel oder Dachziegel sind teilweise schwer oder nur mit erheblichen Verzögerungen und zu stark gestiegenen Preisen erhältlich. Diese Entwicklung trifft sowohl große Bauprojekte als auch private Bauherren, die den Traum vom Eigenheim verwirklichen wollen.

 

Die Gründe für diese angespannte Lage sind vielschichtig und reichen von globalen Lieferkettenstörungen über eine hohe Nachfrage bis hin zu gestiegenen Energie- und Transportkosten. Für Bauherren bedeutet dies oft nicht nur eine Zerreißprobe für die Nerven, sondern auch eine erhebliche finanzielle Mehrbelastung.

 

Geplante Budgets werden gesprengt, Finanzierungspläne müssen überdacht und im schlimmsten Fall droht sogar ein Baustopp. Die Verunsicherung ist groß, und die Frage, wie man trotz dieser widrigen Umstände sicher und qualitativ hochwertig bauen kann, steht im Raum.

 

Ursachen der Materialknappheit und Preisexplosion

Die aktuelle Krise auf dem Baumarkt ist nicht auf eine einzelne Ursache zurückzuführen, sondern vielmehr das Ergebnis eines komplexen Zusammenspiels verschiedener Faktoren. Ein tiefergehendes Verständnis dieser Ursachen hilft, die Situation besser einzuordnen:

 

  • Gestörte globale Lieferketten: Die COVID-19-Pandemie hat tiefe Spuren in den weltweiten Logistiknetzwerken hinterlassen. Produktionsausfälle, geschlossene Häfen und ein Mangel an Frachtkapazitäten haben zu erheblichen Verzögerungen und Verwerfungen geführt, von denen sich die Märkte nur langsam erholen.
  • Hohe globale Nachfrage: Gleichzeitig ist die weltweite Nachfrage nach Baumaterialien, insbesondere in großen Volkswirtschaften wie China und den USA, aber auch in Europa durch Konjunkturprogramme und einen anhaltenden Bauboom, stark gestiegen. Diese hohe Nachfrage trifft auf ein begrenztes Angebot.
  • Steigende Energie- und Rohstoffpreise: Die Produktion vieler Baumaterialien ist sehr energieintensiv. Die stark gestiegenen Preise für Öl, Gas und Strom schlagen sich daher direkt in höheren Herstellungskosten nieder. Auch die Preise für Primärrohstoffe sind auf den Weltmärkten geklettert.
  • Geopolitische Faktoren: Internationale Konflikte und Handelsbeschränkungen können ebenfalls zu Verknappungen und Preissteigerungen bei bestimmten Rohstoffen und Produkten führen, indem sie etablierte Handelsrouten stören oder den Zugang zu wichtigen Ressourcen erschweren.
  • Fachkräftemangel und Produktionskapazitäten: In einigen Bereichen fehlt es nicht nur an Material, sondern auch an Fachkräften und ausreichenden Produktionskapazitäten, um die gestiegene Nachfrage zeitnah bedienen zu können.

 

Diese Faktoren wirken oft verstärkend aufeinander und schaffen ein Marktumfeld, das von Volatilität und schwer kalkulierbaren Risiken geprägt ist.

 

Folgen für Bauherren und Bauunternehmen

Die Konsequenzen der Materialknappheit und der Preissteigerungen sind für alle am Bau Beteiligten gravierend. Bauherren sehen sich mit explodierenden Kosten konfrontiert, die das ursprünglich geplante Budget oft weit übersteigen. Dies kann zu erheblichen Finanzierungslücken führen und im schlimmsten Fall das gesamte Bauvorhaben gefährden. Bauzeitenpläne geraten durcheinander, da auf bestellte Materialien oft wochen- oder monatelang gewartet werden muss. Solche Verzögerungen verursachen nicht nur zusätzlichen Stress, sondern können auch weitere Kosten nach sich ziehen, beispielsweise für Bereitstellungszinsen oder längere Mietzeiten der aktuellen Wohnung.

 

Bauunternehmen stehen ebenfalls unter enormem Druck. Sie müssen versuchen, die gestiegenen Materialkosten an ihre Kunden weiterzugeben, was oft zu schwierigen Verhandlungen führt. Bestehende Verträge mit Festpreisen können für die Unternehmen zu einem Verlustgeschäft werden. Zudem erschwert die unsichere Liefersituation eine verlässliche Planung und Ausführung der Bauvorhaben. Nicht selten kommt es zu Baustopps, weil essentielle Materialien fehlen. Eine weitere, oft unterschätzte Folge ist das Risiko von Qualitätseinbußen. In der Not wird manchmal versucht, auf nicht ausreichend geprüfte oder minderwertige Ersatzmaterialien auszuweichen, um Kosten zu sparen oder Lieferengpässe zu umgehen. Dies kann jedoch langfristig zu gravierenden Baumängeln und teuren Sanierungsmaßnahmen führen.

 

Die Rolle des Bausachverständigen: Unterstützung in der Krise

In dieser herausfordernden Situation kann ein unabhängiger Bausachverständiger eine entscheidende Stütze sein. Seine Expertise ist gefragt, um Transparenz zu schaffen, Risiken zu minimieren und fundierte Entscheidungen zu ermöglichen. Die Kernaufgaben und Unterstützungsleistungen eines Bausachverständigen in Zeiten von Materialknappheit und Preisexplosion umfassen insbesondere:

 

  • Objektive Bewertung der Situation: Der Sachverständige analysiert die spezifische Lage des Bauvorhabens und bewertet, welche Materialien tatsächlich knapp oder überteuert sind und welche Auswirkungen dies auf den Bauablauf und die Kosten hat.
  • Beratung zu Materialalternativen: Er verfügt über umfassendes Wissen zu Baustoffen und kann geeignete, verfügbare und qualitativ gleichwertige Alternativen vorschlagen, wenn ursprünglich geplante Materialien nicht oder nur zu überhöhten Preisen erhältlich sind. Dabei berücksichtigt er technische Anforderungen, Normen und Zulassungen.
  • Prüfung von Angeboten und Nachträgen: Der Bausachverständige kann Angebote von Bauunternehmen und Lieferanten auf Plausibilität und Angemessenheit prüfen. Insbesondere bei Nachträgen aufgrund gestiegener Materialpreise kann er beurteilen, ob diese gerechtfertigt sind.
  • Baubegleitende Qualitätskontrolle: Eine der wichtigsten Aufgaben ist die Überwachung der Bauausführung. Der Sachverständige stellt sicher, dass auch alternative Materialien fachgerecht verbaut werden und keine versteckten Mängel entstehen. Er dokumentiert den Baufortschritt und eventuelle Abweichungen.
  • Unterstützung bei der Vertragsgestaltung: Bereits im Vorfeld kann er helfen, Verträge so zu gestalten, dass Regelungen für Materialpreisgleitklauseln oder den Umgang mit Lieferengpässen fair und klar definiert sind.
  • Mediation und Konfliktlösung: Bei Meinungsverschiedenheiten zwischen Bauherr und Bauunternehmen bezüglich Materialwahl oder Kosten kann der Sachverständige als neutraler Vermittler agieren.

 

Durch seine unabhängige und fachkundige Beratung hilft der Bausachverständige, Kostenfallen zu vermeiden, die Bauqualität zu sichern und das Bauvorhaben trotz schwieriger Rahmenbedingungen zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen.

 

Praktische Lösungsansätze durch den Bausachverständigen

Konkret kann der Bausachverständige verschiedene Lösungswege aufzeigen und begleiten. Zunächst wird er gemeinsam mit dem Bauherrn und gegebenenfalls dem planenden Architekten eine detaillierte Analyse der aktuellen Bauplanung und der Materiallisten durchführen. Dabei wird geprüft, welche Materialien kritisch sind und wo Flexibilität besteht. Ein wichtiger Ansatzpunkt ist die frühzeitige Recherche nach alternativen Baustoffen. Dies können beispielsweise Baustoffe aus anderen Regionen sein, die weniger von globalen Lieferketten betroffen sind, oder innovative Materialien mit vergleichbaren technischen Eigenschaften. Auch der Einsatz von Recyclingbaustoffen oder Bauelementen aus dem zirkulären Bauen kann eine Option darstellen, die nicht nur Verfügbarkeits-, sondern auch Nachhaltigkeitsaspekte berücksichtigt.

 

Der Sachverständige wird dabei nicht nur die technische Eignung, sondern auch die Zulassungen und Normenkonformität der Alternativen prüfen. Er kann Kontakte zu Lieferanten herstellen oder bei der Neubewertung von Angeboten unterstützen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Anpassung der Bauzeitenpläne. Wenn bestimmte Materialien erst später verfügbar sind, kann der Sachverständige helfen, den Bauablauf so umzuorganisieren, dass andere Gewerke vorgezogen werden können, um Stillstandzeiten zu minimieren.

 

Die folgende Tabelle zeigt beispielhaft, wie sich die Preise für einige wichtige Baustoffe in jüngster Zeit entwickelt haben (die genauen Zahlen können je nach Region und Zeitpunkt variieren und dienen hier als Illustration):

 

Quelle: Beispielhafte Markteinschätzungen, tatsächliche Werte können abweichen.

 

Angesichts solcher Preisentwicklungen ist eine sorgfältige Prüfung und gegebenenfalls Anpassung der Materialwahl unerlässlich. Der Bausachverständige stellt durch seine baubegleitende Qualitätskontrolle sicher, dass trotz des Einsatzes von Alternativen oder unter Preisdruck die Ausführungsqualität nicht leidet. Er überprüft die Verarbeitung der Materialien vor Ort, achtet auf die Einhaltung von Herstellervorgaben und technischen Regeln und dokumentiert den gesamten Prozess. Dies gibt dem Bauherrn die Sicherheit, dass sein Bauvorhaben auch unter schwierigen Bedingungen solide und mängelfrei realisiert wird.


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