Nürnberger Immobilien Börse
TIPP Wasserschäden

Durch Aquastopp verhindern

veröffentlicht am: 01.08.2025

Leitungswasserschäden gehören zu den teuersten und häufigsten Schadensfällen im deutschen Versicherungswesen.

 

Im Jahr 2023 wurden laut Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft rund 4,5 Mrd. € für Schäden durch Leitungswasser aufgewendet. Durchschnittlich treten täglich über 3.000 solcher Fälle auf.

 

Besonders betroffen sind Gebäude mit veralteter Installation oder mangelhafter Wartung. Das Risiko steigt deutlich, wenn Geräte ohne Schutzmechanismen wie Aquastopp betrieben werden.

 

Schäden entstehen vor allem an Waschbecken, wenn Armaturen und Dichtungen versagen oder Verbindungen zwischen Hahn und Leitung undicht werden. Hinzu kommt das Risiko durch defekte Zulaufschläuche bei Wasch- oder Spülmaschinen. In vielen Fällen lassen sich die Folgen vermeiden.

 

Technischer Schutz durch Aquastopp-Systeme

Ein Aquastopp-System unterbricht die Wasserzufuhr automatisch, wenn unkontrollierter Austritt erkannt wird. Sensoren registrieren Leckagen und reagieren innerhalb von Sekunden. Moderne Lösungen wie der Grohe Sense Guard kombinieren Leitungserkennung mit digitaler Auswertung und Alarmfunktion per App. Auch bei älteren Geräten lässt sich der Schutz mit mechanischen Aquastopp-Ventilen nachrüsten.

 

Diese Technik verhindert nicht den Wasseraustritt selbst, sondern begrenzt seine Ausbreitung. Für Wasch- und Spülmaschinen empfiehlt sich die Installation direkt am Zulaufschlauch. Einige Systeme bieten zusätzlich Temperaturüberwachung, um Frostschäden zu erkennen.

 

Die Rolle der Hausratversicherung bei Wasserschäden

Wird Hausrat beschädigt, der nicht fest mit dem Gebäude verbunden ist (zum Beispiel Teppiche, Möbel oder technische Geräte) greift die Hausratversicherung. Entscheidend ist, dass das Wasser aus einer Leitung stammt und nicht bestimmungsgemäß austrat. Eine ausgelaufene Waschmaschine mit defektem Aquastopp fällt unter diesen Schutz. Schäden am Waschbecken oder an der Armatur gehören jedoch zur Gebäudetechnik und werden nur über die Wohngebäudeversicherung oder private Haftpflichtversicherung reguliert.

 

Die Vertragsbedingungen variieren deutlich. Einige Tarife leisten auch bei grober Fahrlässigkeit, etwa wenn der Wasserhahn offen blieb. Andere Versicherer reduzieren in solchen Fällen die Erstattung erheblich. Ein Urteil des Landgerichts Osnabrück von 2024 bestätigte, dass eine Kürzung um bis zu 70 % rechtens ist, wenn Versicherungsnehmer die Wohnung bei geöffnetem Zulaufventil verlassen.

 

Typische Schwachstellen im Installationsbereich

In vielen Haushalten finden sich baugleiche Fehlerquellen, die sich durch einfache Maßnahmen kontrollieren lassen:

 

  • Undichte Armaturen oder veraltete Dichtungen am Waschbecken
  • Unsachgemäße Montage von Schläuchen oder Anschlüssen
  • Fehlende Rückflussverhinderer bei Kombinationsarmaturen
  • Nutzung alter Zulaufschläuche ohne Überdrucksicherung
  • Dauerhaft geöffnete Ventile bei längerer Abwesenheit

  

Besonders häufig treten Schäden in Gebäuden auf, die älter als 35 Jahre sind. Die durchschnittliche Schadenshöhe liegt dort um 45 % höher als bei Neubauten.

 

So lassen sich Schäden im Alltag wirksam begrenzen

Der effektivste Schutz entsteht durch eine Kombination aus Technik, Kontrolle und Versicherungswissen. Hausbewohner und Mieter sollten folgende Grundsätze beachten:

 

  • Aquastopp-Ventile an allen wasserführenden Geräten nutzen
  • Wasserzufuhr bei Abwesenheit manuell schließen
  • Armaturen und Schlauchverbindungen jährlich kontrollieren
  • Fachbetriebe mit Montage oder Wartung beauftragen
  • Hausratversicherung auf Deckung bei Leitungswasserschäden prüfen
  • Elementarschutz als Ergänzung berücksichtigen

 

Die digitale Weiterentwicklung von Aquastopp-Systemen bringt zusätzliche Sicherheit. Intelligente Sensoren senden Statusmeldungen an mobile Endgeräte, erkennen Leckagen oder Frost und dokumentieren kritische Zustände. Diese Funktionen verbessern die Chancen auf vollständige Regulierung durch den Versicherer.

 

Schadenfall korrekt dokumentieren und melden

Wenn trotz aller Vorsicht Wasser austritt, ist schnelles und richtiges Handeln entscheidend. Betroffene sollten den Schaden mit Fotos dokumentieren, keine Reparaturen ohne Rücksprache mit dem Versicherer vornehmen und alle relevanten Informationen wie Zeitpunkt, Umfang und technische Ursachen exakt festhalten.

 

Tritt der Schaden am fest verbauten Waschbecken auf, ist der Vermieter zu informieren. In Mietverhältnissen greift gegebenenfalls die Haftpflichtversicherung, sofern dem Mieter ein Fehlverhalten nachweisbar ist. Die Hausratversicherung reguliert nur bewegliche Einrichtungsgegenstände und das unter der Voraussetzung vollständiger und nachvollziehbarer Schadendokumentation.


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